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Wie funktioniert Künstliche Intelligenz?

Geschrieben von Roger Engweiler | 16.03.2025 15:26:55

Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil vieler moderner Technologien. Doch wie genau funktioniert KI? Welche Algorithmen und Modelle stecken hinter den beeindruckenden Fähigkeiten von Künstlicher Intelligenz? In diesem Artikel beleuchten wir, wie KI funktioniert und welche Technologien dabei eine Rolle spielen.

1. Grundprinzipien der Künstlichen Intelligenz

Künstliche Intelligenz basiert auf der Idee, Maschinen so zu programmieren, dass sie Aufgaben ausführen können, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Dabei geht es nicht nur um das Erlernen von Mustern und die Entscheidungsfindung, sondern auch um die Fähigkeit zur Selbstverbesserung und zur Verarbeitung großer Datenmengen.

Im Wesentlichen nutzt KI mathematische Modelle, Algorithmen und Daten, um Probleme zu lösen und zu lernen. Dies unterscheidet sich von traditioneller Softwareentwicklung, bei der Programmierer explizit jede Entscheidung und Regel festlegen.

2. Maschinelles Lernen: Der Kern der KI

Das Herzstück der modernen KI ist das Maschinelle Lernen (ML). Beim maschinellen Lernen geht es darum, Computern die Fähigkeit zu verleihen, aus Daten zu lernen, ohne dass sie dafür explizit programmiert werden müssen. Algorithmen werden entwickelt, die auf Basis von Trainingsdaten Muster erkennen und daraus Vorhersagen oder Entscheidungen ableiten können.

2.1. Überwachtes Lernen

Im überwachten Lernen (Supervised Learning) wird ein Modell mit einem Datensatz trainiert, der sowohl Eingabedaten als auch die richtigen Ausgaben (Labels) enthält. Der Algorithmus versucht, die Beziehung zwischen den Eingabedaten und den Ausgaben zu lernen, sodass er auf unbekannte Eingabedaten die richtigen Ausgaben vorhersagen kann.

Beispiel: Ein Modell, das aus einer Reihe von E-Mails lernt, welche als "Spam" und welche als "Nicht-Spam" kategorisiert sind. Das Modell erkennt bestimmte Merkmale von Spam-E-Mails (z. B. bestimmte Wörter oder Absender) und kann diese Merkmale auf neue, unbekannte E-Mails anwenden, um zu entscheiden, ob sie Spam sind oder nicht.

2.2. Unüberwachtes Lernen

Im unüberwachten Lernen (Unsupervised Learning) gibt es keine vorgegebenen Labels. Das Ziel des Modells ist es, Muster oder Strukturen in den Eingabedaten zu erkennen. Eine häufige Methode im unüberwachten Lernen ist das Clustering, bei dem ähnliche Datenpunkte gruppiert werden.

Beispiel: Ein Modell analysiert eine große Anzahl von Kundenkäufen und findet Gruppen von Kunden mit ähnlichen Kaufgewohnheiten. Dies kann für Marketing-Strategien oder personalisierte Empfehlungen genutzt werden.

2.3. Bestärkendes Lernen

Das bestärkende Lernen (Reinforcement Learning) ist eine Methode, bei der ein Agent (das KI-Modell) in einer Umgebung agiert und für seine Aktionen Belohnungen oder Strafen erhält. Das Ziel des Agenten ist es, eine Strategie zu entwickeln, die langfristig die größte Belohnung erzielt.

Beispiel: Ein KI-Agent spielt ein Spiel wie Schach oder Go. Zu Beginn sind seine Entscheidungen zufällig, aber mit jeder Partie lernt er, wie er seine Züge so optimiert, dass er häufiger gewinnt. Durch wiederholtes Spielen verbessert sich der Agent kontinuierlich.

3. Neuronale Netzwerke und Deep Learning

Ein weiteres Schlüsselkonzept in der KI ist das Neuronale Netzwerk. Inspiriert vom menschlichen Gehirn bestehen künstliche neuronale Netzwerke aus einer Vielzahl von Knoten (Neuronen), die in mehreren Schichten organisiert sind. Diese Netzwerke sind besonders gut geeignet, um komplexe Muster in Daten zu erkennen.

3.1. Wie ein Neuronales Netzwerk funktioniert

Ein künstliches neuronales Netzwerk besteht aus drei Hauptschichten:

  • Eingabeschicht: Hier gelangen die Daten ins Netzwerk (z. B. ein Bild, eine Textzeile oder Zahlen).
  • Verborgene Schichten: In diesen Schichten werden die Daten durch eine Reihe von Gewichtungen und Aktivierungsfunktionen verarbeitet und transformiert. Die Gewichtungen bestimmen, wie stark jedes Eingabewert zu den Ergebnissen beiträgt.
  • Ausgabeschicht: Diese Schicht liefert das Endergebnis, z. B. eine Klassifikation, Vorhersage oder eine andere Ausgabe.

Die Gewichtungen in den verborgenen Schichten werden während des Trainingsprozesses angepasst, um die Fehler zwischen den tatsächlichen und den vom Modell vorhergesagten Ausgaben zu minimieren.

3.2. Deep Learning

Deep Learning ist ein spezieller Teilbereich des maschinellen Lernens, der sich auf tief verschachtelte neuronale Netzwerke konzentriert, die viele verborgene Schichten enthalten. Diese tiefen Netzwerke sind in der Lage, extrem komplexe Muster zu erkennen und spielen eine entscheidende Rolle in Bereichen wie Bild- und Spracherkennung oder Textübersetzung.

Die tiefen Netzwerke sind besonders mächtig, weil sie auf jeder Schicht immer abstraktere Merkmale der Eingabedaten erkennen. Zum Beispiel könnte das Netzwerk in der ersten Schicht einfache Merkmale wie Kanten in einem Bild erkennen und in den späteren Schichten zunehmend komplexe Muster wie Gesichter oder Tiere.

4. Daten und Feature Engineering

Ein weiteres wichtiges Element für den Erfolg von KI ist die Datenverarbeitung. KI-Modelle benötigen große Mengen an Daten, um gut zu funktionieren, da sie aus diesen Daten lernen müssen. Die Qualität der Daten und deren Feature Engineering (d. h. das Extrahieren relevanter Merkmale aus den Rohdaten) sind entscheidend für die Leistung eines Modells.

4.1. Feature Engineering

Feature Engineering bezieht sich auf den Prozess, bei dem aus den verfügbaren Rohdaten neue, nützliche Merkmale extrahiert werden, die für das Modell von Bedeutung sind. Zum Beispiel könnten bei der Analyse von Bildern Merkmale wie Texturen, Formen und Farben extrahiert werden, während bei der Analyse von Texten Wörter, Satzlängen oder Grammatikstrukturen als Merkmale dienen können.

4.2. Datenvorbereitung

Bevor ein Modell trainiert wird, müssen die Daten vorbereitet und oft in ein standardisiertes Format gebracht werden. Dazu gehören Schritte wie:

  • Datenbereinigung: Entfernen von unvollständigen, fehlerhaften oder irrelevanten Daten.
  • Normalisierung und Skalierung: Anpassung der Daten, sodass sie in einem bestimmten Bereich liegen (z. B. Werte zwischen 0 und 1).
  • Datenaugmentation: In Bereichen wie der Bildverarbeitung werden zusätzliche Trainingsdaten durch künstliche Modifikationen der bestehenden Daten erzeugt (z. B. durch Drehen oder Spiegeln von Bildern).

5. Optimierung und Training von KI-Modellen

Das Training eines KI-Modells umfasst den Prozess, bei dem das Modell seine Gewichtungen anpasst, um die Fehler bei den Vorhersagen zu minimieren. Dieser Prozess wird durch Optimierungsalgorithmen wie den Gradientenabstieg erreicht.

5.1. Der Gradient Abstieg

Der Gradientenabstieg ist eine Methode, um die Parameter eines Modells zu optimieren, indem die Fehlerfunktion minimiert wird. Dabei wird schrittweise in die Richtung des steilsten Abstiegs der Fehlerkurve gegangen, um die bestmöglichen Parameter zu finden. Der Gradient gibt dabei an, in welche Richtung die Parameter angepasst werden müssen, um den Fehler zu reduzieren.

5.2. Hyperparameter-Tuning

Hyperparameter sind Parameter, die vor dem Training des Modells festgelegt werden und die Architektur oder das Verhalten des Modells bestimmen. Dazu gehören zum Beispiel die Anzahl der Schichten in einem neuronalen Netzwerk oder die Lernrate beim Gradientenabstieg. Durch gezieltes Anpassen dieser Hyperparameter kann die Leistung des Modells weiter verbessert werden.

6. Herausforderungen bei der Entwicklung von KI

Obwohl KI-Modelle leistungsfähig sind, gibt es einige Herausforderungen bei ihrer Entwicklung:

  • Überanpassung (Overfitting): Ein Modell kann zu stark an den Trainingsdaten angepasst werden und verliert dadurch die Fähigkeit, auf neue Daten gut zu generalisieren.
  • Datenmangel oder Verzerrung: Ein Modell kann nur so gut sein wie die Daten, mit denen es trainiert wurde. Verzerrte oder unvollständige Daten können dazu führen, dass das Modell fehlerhafte oder ungerechte Vorhersagen trifft.
  • Rechenleistung: Besonders tief neuronale Netzwerke benötigen enorme Rechenressourcen, um effektiv trainiert zu werden, was die Entwicklung und den Einsatz von KI auf bestimmte Bereiche beschränkt.

Fazit

Künstliche Intelligenz funktioniert, indem sie Algorithmen und mathematische Modelle nutzt, um aus Daten zu lernen und zu entscheiden. Maschinelles Lernen, neuronale Netzwerke und Deep Learning sind dabei die Haupttechnologien, die es Maschinen ermöglichen, selbstständig zu lernen und zu agieren. Die Qualität der Daten und die Fähigkeit zur Optimierung der Modelle sind entscheidend für den Erfolg von KI-Anwendungen. Obwohl es viele Herausforderungen gibt, hat KI das Potenzial, nahezu alle Lebensbereiche zu verändern und zu verbessern.